Die Unterwassersammlung
Neben dem Stein ist das Wasser dominierendes Landschaftselement am Krabatstein. Und so entstand im Jahre 2007 parallel zur Bildhauerwerkstatt ein ganz besonderes Projekt namens UNTERWASSERSAMMLUNG. Der bekannte Dresdner Bildhauer und Kunstdesigner Thomas Reimann engagiert sich als künstlerischer Leiter und Kurator für die unterseeische Skulpturensammlung. Mit eigenen Werken und seinem guten Namen sorgt Reimann dafür, dass die Kunstsammlung im magisch grünen Wasser anwächst. Die Absicht ist jedoch nicht allein, Kunstgegenstände wie potentielle „Film-Schatzfunde“ auf den Seegrund zu legen. Das Vorhaben ist weitaus differenzierter:
Thomas Reimann verwirklicht in Zusammenarbeit mit der Tauchschule Druckausgleich um Björn Apenburg eine ganz besondere Vision: Die Kunstwerke sollen zunächst aus den Augen, aus dem Sinn, im philosophischen Sinne „verschwinden“. Für das nichttauchende Publikum sind sie auch sehr praktisch in die unerreichbare grüne Dämmerung versunken. Hier unten, wo in geringer Tiefe mehrere ebene Felsterrassen zur Verfügung stehen, werden die Skulpturen aus Eisen, Granit, Sandstein, Glas oder Holz optisch wirksam positioniert.
Und es geschieht noch mehr: Die Kunstwerke des Vorjahres werden etwas tiefer gerückt, die Skulpturen des aktuellen Jahres stehen am weitesten oben, dem Licht am nächsten. In jedem Jahr sollen etwa 10-20 Kunstwerke hinzukommen. Angestrebt ist Klasse, nicht Masse. Mit jedem „neuen Jahrgang“ Plastiken werden erneut Skulpturen nach unten rücken, arbeiten Künstler und Taucher mit Zeit, Raum und Licht. Die künstlerische Absicht besteht im Beobachten der natürlichen Alterung aller Kunstwerke. Bildhauer Reimann hat es sich nicht nehmen lassen, selbst zu tauchen und die visuelle Wirkung am Seegrund zu studieren.
Nach Ablauf von fünf Jahren sollen alle Kunstwerke feierlich geborgen und versteigert werden. Dann werden neben dem Kunstwerk selbst auch die „Patina“ der Jahre im See Teil des künstlerischen Ausdrucks sein. Reimann und seine Künstlerkollegen machen sich schon heute Gedanken, ob sich die Spuren der „See-Zeit“ einfach trocknen lassen, ob diese Marken der „Zeit im See“ womöglich irgendwie zu fixieren sind. Eisenskulpturen rosten langsam, doch Schweißnähte treten überdimensional markant hervor. Hölzerne Kunstwerke dunkeln nach, die Maserung scheint sich optisch zu verstärken. Steinplastiken bekommen ganz betonte Poren, mitunter auch eine eigenartige Marmorierung,...